Vier Methoden, um deine fruchtbaren Tage zu bestimmen

23 Nov 2020 | Euer Kinderwunsch | 0 Kommentare

Vor einigen Jahren, als ich mich noch überhaupt nicht mit dem Thema Weiblichkeit auseinandersetze und der weibliche Zyklus für mich ein Mysterium war, traf ich mich mit einer Freundin. Sie hatte schon lange einen Kinderwunsch und erzählte mir, wie frustrierend es ist, den Eisprung genau abzupassen.  Ich war total überrascht, als sie mir erzählte, dass das Ei der Frau nur 24 Stunden überlebt und die Befruchtung in dieser Zeit stattfinden muss.  

Wenn du und dein Partner also einen Kinderwunsch haben, ist es wichtig, dass du deine fruchtbaren Tage kennst. Denn während dieser Tage kann das Spermium im fruchtbaren Zervixschleim bis zu fünf Tage überleben. Somit ist es theoretisch fast eine Woche möglich, schwanger zu werden. Die Autorin Dr. Med. Christiane Northrup beschreibt eine Studie, in der fast alle gesunden Frauen in den sechs Tagen vor dem Eisprung schwanger wurden. Das bedeutet für dich, dass du und dein Partner an jedem zweiten Tag in deiner fruchtbarsten Woche Geschlechtsverkehr (was für ein Wort) haben sollten. Das ist genau so effektiv, als wenn ihr täglich miteinander schlaft. Nimmt aber den Druck raus, jeden Tag “performen” zu müssen. 

Doch wie ermittelst du deine fruchtbaren Tage? Dieser Artikel liefert dir einen Überblick über vier Methoden. Am Ende des Artikels wirst du deinen Zyklus verstehen und du wirst die emotionalen und körperlichen Zeichen deines Körpers im Verlauf der Zyklusphasen erkennen können.

1. Kalendarische Ermittlung 

Diese Methode nenne ich nur, um euch einen umfassenden Überblick über die Methoden zu geben. Die Kalendarische Ermittlung ist am wenigsten akkurat und funktioniert nur, wenn dein Zyklus sehr regelmäßig ist. Um die kalendarische Methode zu verwenden, musst du über einen längeren Zeitraum – ca. sechs Monate – deine Zykluslänge genau protokollieren. Dein Zyklus beginnt mit dem ersten Tag deiner Menstruation. 

Dann kannst du von der kürzesten Zyklusdauer 19 Tage abziehen, um deinen ersten fruchtbaren Tag zu erhalten. Von deinem längsten Zyklus ziehst du 10 oder 11 Tage ab und errechnest somit deinen letzten fruchtbaren Tag im jeweiligen Zyklus. 

Rechenbeispiel: 

Kürzester Zyklus: 28 Tage – 19 Tage = 9. Tag 

Längster Zyklus: 33 Tage – 10 Tage = 23. Tag 

Der fruchtbar Zeitraum erstreckt sich also vom 9.-23. Tag. Besteht ein Kinderwunsch, bietet es sich also an, in dieser Zeit vermehrt mit deinem Partner zu schlafen. Weder bei Empfängnisverhütung noch bei Kinderwunsch ist diese Methode besonders sicher. Zum einen unterliegt der Zyklus Stress und emotionalen Störungen. Das kann sich das auf deinen Eisprung auswirken. Zum anderen lässt die Methode nur die Ermittlung des fruchtbaren Zeitraums zu. Eine genaue Vorhersage des Eisprungs ist nicht möglich.

2. Temperatur  messen 

Mit dem Messen beginnst du am ersten Tag deiner Periode, direkt nach dem Aufwachen. Dieser Tag gilt als erster Zyklustag. Ab da misst du die Temperatur jeden Tag noch vor dem Aufstehen, über drei Monate lang.

Am besten holst du dir dafür ein spezielles Basaltthermometer. Das gibt es in Apotheken, aber auch in Drogeriemärkten zu kaufen. Die digitalen Thermometer sind manchmal auch mit einer Erinnerungsfunktion ausgestattet. Das ist praktisch, falls du nach Messen dich doch noch mal umdrehst und weiterschläfst. Ansonsten trägst du deine Temperatur direkt in eine Grafik ein (ein Beispiel findest du dafür unter diesem Abschnitt). Dafür setzt du einen kleinen Punkt, der deiner gemessenen Temperatur entspricht und verbinde ihn mit einer Linie mit der Temperatur des vorangegangenen Tags. Die Aufzeichnung der aktuellen Kurve endet mit dem ersten Tag deiner nächsten Periode. Die Temperatur trägst du sowohl in der Kurve des aktuellen Monats ein (das ist dann der Schlusspunkt), als auch in der Kurve für den nächsten Monat. Der neue Zyklus beginnt. Der positive Nebeneffekt hierbei ist, dass du durch die Messung der Basaltemperatur viel über deinen Körper und seinen inneren Rhythmus lernst. 

Beim Eisprung steigt die Basaltemperatur um 0,6 bis 0,8 Grad Celsius, was mit dem gleichzeitigen Anstieg des Hormons Progesteron zu tun hat. Die Temperatur bleibt bis zur Menstruation erhöht. 

Die Methode schafft es nicht, deine fruchtbaren Tage voraus zu sehen. Aber da die Temperatur vor dem Eisprung steigt, kannst du bald abschätzen, wann es wieder soweit sein könnte. Gerade in Verbindung mit der nächsten Methode (Beobachtung Zervixschleim), kannst du dich deinen fruchtbaren Tagen gut annähern.  

Bei dieser Methode ist zu beachten, dass sich die Temperatur von äußeren Einflüssen beeinträchtigt wird. Solche Einflüsse können körperliche Krankheiten, emotionaler Stress, ein Jetlag, ein neuer Partner oder der erhöhte Konsum von Alkohol sein. Schreibe dir solche Ereignisse immer zu der Kurve dazu, damit du später nachvollziehen kannst, warum die Temperatur ein bisschen aus der Reihe tanzt.  

Deine Basaltemperatur steigt beim Eisprung um 0,6 bis 0,8 Grad Celsius.

3. Überprüfung des Zervixschleims (Ovulationsmethode) 

Bei dieser Methode beobachtest du die Konsistenz deines Zervixschleims im Verlauf deines Zyklus.  Bevor und während deines Eisprungs wirst du am besten eine Änderung der Konsistenz feststellen – in diesen Tagen bist du am fruchtbarsten. Die Hormone Östrogen und Progesteron haben maßgeblich Einfluss auf die Beschaffenheit des Zervixschleims. In der ersten Phase deines Zyklus (ab Periode bis Eisprung) produziert dein Körper vor allem Östrogen. Das Östrogen bewirkt, dass der Zervixschleim flüssiger wird und so optimal Spermien in die Gebärmutter leiten kann. Wenn der Ausfluss fadenziehend ist und rohem Eiweiß ähnelt, bedeutet dies, dass du besonders fruchtbar bist. 

Je nach Zyklusphase kannst du drei weitere Konsistenzen unterscheiden:  

  • Cremig: dicklich, weißlich, zähflüssig, feucht – führt zu deiner fruchtbaren Phase hin 
  • Klebrig: milchig weiß-gelblich, fest – nach deinem Eisprung, “verschließt” deine Gebärmutter und schützt sie so vor eindringenden Bakterien 
  • Trocken: kein sichtbarer Schleim – kurz nach bzw. vor deiner Periode 

In Kombination mit der zweiten Methode (Messung Basaltemperatur) kannst du an den jeweiligen Tagen auch immer einen kleinen Eintrag machen, wie die Konsistenz deines Zervixschleims ist. Dadurch bekommst du ein noch besseres Gefühl für deinen Körper und Zyklus.

4. Verbinde dich mit deinem Zyklus 

Ganz unabhängig von den anderen Methoden, kannst du auch anfangen, deinen Zyklus bewusst wahrzunehmen. Wie fühlen sich die unterschiedlichen Phasen für dich an? 

Während die Phase der Menstruation eher dazu einlädt, sich zurück zu ziehen, Gefühle und Sehnsüchte wahrzunehmen, wirst du feststellen, dass sich das nach deiner Periode ändert. In der Phase vor dem Eisprung sind wir Frauen extrovertiert, neue Ideen und Pläne entwickeln sich. 

Wenn wir unseren Eisprung haben, fühlen wir uns entspannt und zufrieden. Sowohl unsere sexuelle Attraktivität als auch unser eigenes sexuelles Begehren erreichen den Höhepunkt. Wir sind empfänglicher für Zuwendung und Liebe.  

Erkennst du dich darin wieder? Auch deine Gefühle kannst du in dein Kreisdiagramm eintragen, wenn du deine Basaltemperatur misst. Oder du führst ein Zyklustagebuch, in dem du deine Emotionen, aber auch deine körperlichen Empfindungen einträgst. 

Fazit: was ist die richtige Methode für dich? 

Zusammenfassend kann man sagen, dass es nicht DIE Methode gibt, um ohne ärztliche Unterstützung den genauen Zeitpunkt des Eisprungs zu ermitteln. Alle vier hier vorgestellten Methoden haben eins gemein: sie erfordern Geduld und dass du dich deinem Zyklus mit viel Aufmerksamkeit zuwendest. Lerne deinen Körper und deine Emotionen im Zyklusverlauf kennen und führe ein kleines Tagebuch. Oder trage die für dich nützliche Informationen in dein Basaltemperatur-Diagramm ein. Ich nutze meinen normalen Kalender und notiere mir dort die einzelnen “Ereignisse”.  

Ich wünsche dir viel Erfolg und Spaß beim Ausprobieren der Methoden und beim Kennenlernen deines Zyklus. 

P.S. wenn du deinen fruchtbaren Tagen mit mehr Gelassenheit begegnen möchtest, komme doch an einem Freitag in eine meiner Online Kinderwunsch-Yoga Klassen. 

Hi, ich bin Judith.

Als ausgebildete Yogalehrerin möchte ich Frauen dabei unterstützen, zu ihrer Weiblichkeit zu finden. Feminines Yoga hat eine tiefe Verbindung zwischen meinem Körper und meiner Seele geschaffen – das möchte ich anderen Frauen auch ermöglichen.

judith@flowingincycles.de

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